Resilienz ist Freude im Regenschauer
- von Kristina Trautmann
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- 18 Jan., 2019

Die Hundebesitzer unter uns kennen es nur zu gut: Es gießt aus Eimern und draußen ist es grau, kalt, nass. Und Fiffi steht vor der Tür, als wäre es ein traumhaft sonniger Tag. Wie Fiffi uns glaubhauft überzeugen kann, gerne vor die Tür zu gehen und was Schmuddelwetter und Hunde mit Resilienz zu tun haben, erfahren Sie in diesem Artikel.
Fiffi wedelt mit dem Schwanz, kommt zu Herrchen und Frauchen, stupst sie an oder bringt Spielzeug. Es ist seine Zeit und Fiffi motiviert sein Rudel für Spiel, Spaß und Spannung – der Spaziergang steht an. Natürlich gibt es dann auch die plötzlich mutierten Haushunde (oder Besitzer), die offenbar bei schlechtem Wetter keine Geschäfte zu erledigen haben, aber bei vielen Hundebesitzern zeigt sich ein anderes Phänomen:
Nach ein, zwei Annäherungsversuchen wird Fiffi freudig empfangen und gestreichelt und Herrchen und Frauchen sind überzeugt. Statt grimmiger Miene gibt es Regenmantel, Gummistiefel und Regenschirm und es geht vor die Tür. Spätestens beim Übertreten der Türschwelle ist der innere Wunsch nach Sofa und Tee überholt. Und mit jedem weiteren Meter entschädigt uns Fiffi mit seiner sichtbaren überschwänglichen Freude an Pfützen und Matsch.
Wie hat Fiffi das geschafft und gegen das Sofa gewonnen?
Vom Grundsatz können wir annehmen, dass Regen, Nässe und Kälte von vielen Menschen als unangenehm empfunden werden und die Begriffe negativ besetzt sind. Für unser Verhalten bedeutet das als Konsequenz: Vermeiden! Es zieht uns mehr auf’s warme, kuschelige Sofa als in die ungemütliche Außenwelt. Jetzt kommt Fiffi in’s Spiel. Hunde haben ein wunderbares Talent, uns Menschen emotional anzusprechen. Mit unserem Hund können wir nicht diskutieren. Hunde stehen einfach vor uns mit Bedürfnissen, mit dem sprichwörtlichen Hundeblick und sind darauf angewiesen, dass wir die Verantwortung für sie übernehmen und uns kümmern. Dafür zeigen Sie grundehrliche Dankbarkeit, Freude und Zuneigung. Und das wiederum löst eine Menge positiver Glücks- und Bindungsgefühle bei uns aus. Kurz gesagt: Fiffi glücklich zu machen, macht uns glücklich. Und das erreichen wir in diesem Fall mit dem Spaziergang. Wir verlagern unseren Fokus vom nasskalten Wetter (unerwünschter Zustand) auf die positive Stimmung unseres Hundes, die sich auch positiv auf unser Befinden auswirkt (wünschenswerter Zustand). Diese Fokussierung lässt uns die positive Stimmung des Hundes viel stärker wahrnehmen als das nasskalte Wetter – eine Positivspirale, in der wir uns immer wieder bestärken („Der Hund war ja wieder so fröhlich, das macht ja so viel Freude ihm zuzuschauen“), beginnt und wir verstärken unser Verhalten. Der nächste Regenschauer kann bedenkenlos kommen und wir sind gewappnet.
Was haben Fiffi und der Regen mit Resilienz zu tun?
Nehmen wir den Regenschauer mal als Sinnbild für eine Situation oder ein Ereignis in unserem Leben, das uns unangenehm ist. Viele Umstände lassen sich nicht vermeiden und der Fluchtreflex handelt uns im Alltag oft mehr Probleme ein, als sich zu stellen und eine Situation auszuhalten und zu ertragen. Das kritische Gespräch mit dem Chef oder den Familienstreit können Sie nur konstruktiv lösen, also wenn Sie der Situation aktiv begegnen. Schicksalsschlägen wie schweren Krankheiten und Todesfällen können Sie nicht entkommen, egal, wohin Sie fliehen. Sie benötigen eine aktive Bewältigung. Und da kommt Resilienz ins Spiel: Resilienz bietet als innere Widerstandskraft eine persönliche Ressource, die unangenehme Situationen und Krisen leichter meistern lässt. Dahinter verbirgt sich eine innere Haltung, die die Sichtweise auf unsere Erlebnisse verändert. Resilienz könnte man als unseren „inneren Fiffi“ bezeichnen: Der Anteil in uns, der es schafft, unangenehmen Situationen etwas Positives abzugewinnen. Dadurch können Dinge, die uns schwer auszuhalten erscheinen, erträglicher werden. Mit der richtigen Perspektive bringen uns die meisten Situationen zumindest einen positiven Zusatznutzen: Persönliches Wachstum, Steigerung der Konfliktfähigkeit, Stärkung von Beziehungen, Selbstbehauptung, …
Was unser „innerer Fiffi“ braucht
Zunächst verzweifelt Fiffi nicht, wenn es regnet.
Es gehört für ihn dazu und kommt eben von Zeit zu Zeit vor. Diese Sichtweise
zeigt eine hohe innere Widerstandskraft: Ich lasse
mich von äußeren Umständen, die ich nicht kontrollieren oder vermeiden kann,
nicht aus der Bahn werfen, sondern finde einen Weg mich anzupassen. Plötzliche
Regengüsse und Unwetter in Form von Krisen und unangenehmen Situationen gehören
zum Leben dazu und werden als natürlicher Bestandteil des Lebens akzeptiert.
Diese Tipps können Ihnen bei der Aktivierung dieser inneren Widerstandskraft behilflich sein:
- Geben Sie Ihrer Situation einen Sinn! Was kann ich daraus lernen? Wofür kann ich diese Erfahrung nutzen? Wofür lohnt es sich?
- Nehmen Sie an, was unveränderlich ist! Und investieren Sie Ihre Energie sinnvoll darin, wo Sie wirklich etwas bewegen kann – in die Bewältigung der Situation.
- Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelt so schön! Holen Sie sich Familie, Freunde und Experten mit ins Boot – als emotionale Unterstützer, als Lernhelfer und offenes Ohr, als Geld- oder Ratgeber, Pfleger, Berater, …
Ich wünsche Ihnen Ihre ganz persönliche Freude im
Regenschauer und Ihren persönlichen Fiffi, Tennisball oder inneren Deich – was
auch immer Ihren resilienten Persönlichkeitsanteil für Sie treffend verkörpert.
Ihre Kristina Trautmann